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100 Jahre Bienenzuchtverein Langenwang.
Im Gegensatz zur 90-Jahrfeier ist zum 100. Jubiläum keine Sonderausstellung geplant, so Obmann Karl Rinnhofer anlässlich der Neueröffnung eines Bienenlehrpfades in der Langenwanger Au. Dafür sind im Lauf des Jahres verschiedene Schauveranstaltungen, wie zum Beispiel Honig Schauschleudern, etc. geplant.
Hochinteressant und voll von Ideen, präsentiert sich der Bienenlehrpfad. Veranschaulich gemacht durch Bildtafeln, die das Bienenleben eindrucksvoll schildern. Daneben, bzw. mittendrinn, ein Insektenhotel (Bild rechts) und eine Insektenweide. Bewohner des Insektenhotels sind neben verschiedenen Bienenarten auch Goldwespe, Erdhummel und Marienkäfer.
In einem kurzen Gespräch erläutert der Obmann grob umrissen den Alltag im Bienenstock. Da ist einmal das wichtigste Insekt, die Bienenkönigin, um die sich das Bienenvolk schart. Die Königin sorgt ununterbrochen für Nachwuchs. Sie legt pro Tag an die 2.500 Eier, aus denen nach ca. 21 Tagen die jungen Bienen schlüpfen. Dabei bleibt jedesmal eine Hautfalte zurück, wodurch die Wabe ständig von den Arbeitsbienen gereinigt werden muss, ehe die Königin nach voriger eingehender Inspektion wieder und wieder den vorhin geschilderten Vorgang wiederholt, bis die Wabe unbrauchbar wird und durch eine neue ersetzt werden muss. In der Regel besorgen das die Bienen selber. Der Imker hilft ihnen jedoch dabei, indem er vorgefertigte Waben einlegt. Obmann Rinnhofer hält so eine verbrauchte Wabe zur Veranschaulichung in Händen.
Ein Bienenstock oder -volk besteht während der warmen Jahreszeit aus einer Königin, einigen tausend Drohnen, und an die 50 bis 70.000 Arbeitsbienen. Die Drohnen werden, wenn ihre Befruchtungsarbeit beendet ist von den Arbeiterinnen nicht mehr gefüttert und - so geschwächt - kurzerhand aus dem Stock befördert. Während der kalten Jahreszeit bilden die Bienen eine Kugel in deren Innerem eine konstante Temperatur von 20 bis 22 Grad Celsius herrscht. Die Bienen wandern dabei ständig von außen nach innen und umgekehrt, sodass sie - versorgt mit Zuckerwasser, das ihnen der Imker als Nahrung geben muss, weil er den Bienen ja den bevorrateten Honig nimmt - gut überwintern können, ehe der Schwarm im beginnenden Frühjahr an warmen Tagen zum ersten Flug, dem Entleerungsflug (Bienen hinterlassen im Stock keinen Kot) startet.
Die Bienenzucht - auch Imkerei genannt - in Österreich blickt auf eine lange Tradition zurück. 1775 erließ Maria Theresia erstmals ein eigenes Gesetz. Die Bienenzucht wurde von Zehent und landesfürstlichen Abgaben befreit, für Bienenstöcke durfte keine Maut eingehoben werden. Im Schloß Belvedere gab es sogar eine Schule für Bienenzucht, und 1923 wurde die Österreichische Imkergenossenschaft gegründet. So gesehen, ist der Bienenzuchtverein Langenwang wohl auch zu den Pionieren dieser Provenienz zu zählen.
Ein Blick in das benachbarte Ausland zeigt, dass auch hier die Bienenzüchterei eine uralte Tradition hat. Das Bild links dokumentiert in eindrucksvoller Weise die einstige Schwarzwälder Korbimkerei, die ca eineinhalb Jahrtausend lang das Gesicht der Bienenhaltung in dieser Region geprägt hat. Fast auf jedem Hof wurden Bienen gezüchtet. Für die Honiggewinnung gab es ausgebildete Spezialisten, die "Immeschnieder." Sie schnitten den Honig aus dem Hinterteil des bauchigen, rumpfförmigen Bienenkorbes, und drehten dann den Korb so, dass der entstandene Hohlraum zum Flugloch hin zu liegen kam. Aufgrund der Korbform, und der Art der Honiggewinnung  sprach man auch von einem Drehrumpf. Dies Verfahren diente gleichzeitig auch der Bauerneuerung. Daher befand sich das Flugloch nicht im Korb selber, sondern war im Bodenbrett eingekerbt.

C. by scha10