Um die Jahrhundertwende (1900) setzte ein
regelrechter Autoboom ein. Autos wurden schön langsam In bzw. - um
mit der damaligen Ausdruckweise zu formulieren - hoffähig. Da gab
es Autos für den Wahleinsatz, Lieferwagen, Sanitätswagen, Autobusse,
LKW mit Dieselantrieb, und zur Jahrhundertwende 1900 sogar schon - man
höre und staune - die ersten Oldtimer. Die Automobilentwicklung ging,
ähnlich unserer heutigen Hightech, in der Folge rasend schnell vor
sich. Ständig revoltierten Erfindungen, Verbesserungen, Randerscheinungen,
notwendige Einrichtungen den neuen Markt. Elektrische Starter, Autoradio,
Luftreifen, erste Autoerzeugung, die erste Autostrasse, Autobahn, Autorennen,
Autodiebstahl und natürlich auch - wie könnte es anders sein
- der erste Autounfall. Ferner die erste Fahrprüfung, der erste Führerschein,
die erste Autotour, die erste Tankstelle, erste Verkehrsampel, erste Verkehrszeichen...
Doch, schön der Reihe nach erzählt, zurück zu den ersten
Anfängen.
Das erste (gasbetriebene) Auto der Welt
baute 1863 der belgische Ingenieur Jean Joseph Etienne Lenoir in der Seinemetropole
Paris.
Die erste Ausfahrt über eine Distanz
von 10 Kilometern (Hin- und Rückfahrt) dauerte ganze 3 Stunden.. Daraus
resultierend, war er mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von an die
7 km/h unterwegs gewesen. Der gasbetriebene, eineinhalb Pferdestärken
starke Motor (das Gas für den Motor wurde in einem Gasbehälter
mitgenommen) erwies sich mit einer Drehzahl von 100 Umdrehungen pro Minute
als zu schwach. Trotzdem erhielt Lenoir im darauffolgenden Jahr einen Auftrag,
der als Erste Bestellung der Welt für ein Auto in den Annalen vermerkt
ist.
Prominenter Besteller war der russische
Zar Alexander II.
Wunschgemäß wurde das Auto
gebaut, fuhr auch aus eigener Kraft bis zur Bahnstation von Vincennes.
Wo man den Wagen auf die Bahn verlud und nach St.Petersburg verschickte.
Ob der Zar den Wagen jemals benutzte, ist nicht bekannt. Angeblich soll
sich niemand mit dem Vehikel ausgekannt haben, demnach der Wagen aus Mangel
an technischen Kenntnissen keine einzige motorbetriebene Radumdrehung gemacht
haben wird. Anscheinend wußte man von dem Kauf vorher nichts, denn,
als 1906 genaue Geschäftsunterlagen in Paris gefunden wurden setzte
ein wahrer Run nach dem kaiserlichen Fahrzeug ein. Das Auto wurde jedoch
trotz fieberhafter Suche nie gefunden. Laut Historikermeinung dürfte
der Wagen in den Turbulenzen der bolschewistischen Revolution untergegangen
sein.
Das erste. (benzinbetriebene)Autokonstruierte
der ostdeutsche Mechanikermeister Siegfried Marcus im Jahr 1870 in Wien.
Ein einfacher Verbrennungsmotor, in einen Handwagen eingebaut. Mit elektrischer
Zündung mittels Funkenindikators. Die Herstellung des Benzin-Luft-Gemisches
erfolgte in einem Oberflächenvergaser eigener Konstruktion. 1888 baute
Marcus einen weiteren Kraftwagen, Diesen jedoch mit Viertaktmotor ausgestattet.
Der Marcus - Wagen ist übrigens im Wiener Technischen Museum ausgestellt.
Ein junge Mann namens Edouard Delamare
baute 1883 einen benzinbetriebenen Kraftwagen, dessen Jungfernfahrten stets
in einem Fiasko endeten. Das eisenbereifte Gefährt hielt der Belastung
auf der holprigen Straße nicht stand. Es zerbrach. Ein zweiter Versuch
auf einem gummibereiften Dreirad scheiterte wegen eines Rahmenbruches,
da sich der Motor als zu schwer erwiese.
Resignierend wandte sich der junge Erfinder
- Delamare war damals 27 Jahre alt - der Entwicklung stationärer Motoren
zu. Hier gelangen ihm eine Reihe von entscheidenden Verbesserungen, gewann
viele Preise und gelangte zuletzt noch zu hohen Ehren.
Das erste Auto mit geschlossenem Aufbau
entstand in Frankreich. Es war ein zweisitziger Renault mit zweieinhalb
PS. Der, 1898 in Billancourt erzeugte Wagen, zeichnete sich durch seine
robuste Bauweise aus. Und auch seine Geschwindigkeit konnte sich sehen
lassen (37 km/h).
Der geschlossene Renault - von dem es
übrigens auch eine offene Version gab - wurde allgemein, ob seines
etwas obskuren Aussehens als "Zylinderhut auf Rollschuhen" bezeichnet.
Der erste LKW wurde von einem Mann namens
John Yule im Jahre 1870 gebaut. Der LKW mit einem 9m langen Chassis aus
Rotkiefer, wurde durch eine 2- Zylinder Dampfmaschine mit 250 Umdrehungen/Min.
angetrieben und bewegte sich mit einer Geschwindigkeit von 1,2 km/h.Es
war dies der erste brauchbare, selbstangetriebene Transporter, der seine
Fracht nicht zog, sondern - wie heute noch üblich - aufgeladen hatte.
Der erste benzinbetriebene LKW (mit Kettenantrieb)
absolvierte seine Jungfernfahrt am 10. Februar 1895. Das 3m lange Fahrzeug
(exakt 2,98m) mit einer offenen Plattform von sage und schreibe 1,5m Länge
entstand - wie fast alle Fahrzeuge jener Zeit - in Frankreich. In den diversen
Annalen ist das Pariser Panhard - Werk (Panhard & Levassor) vermerkt.
Der erste industriell hergestellte LKW
wurde 1896 von Daimler in Cannstatt gebaut. Ein Katalog offerierte den
Kraftwagen in insgesamt vier Modellen. Und zwar: Mit 4 PS für eine
Ladung von maximal 1.500kg, mit 6 PS für 2.500 Gesamt, dann ein Modell
mit 8PS für 3.750 kg und schließlich eines mit 10 PS und einer
respektablen Nutzlast von 5.000 Kilogramm. Sämtliche LKW's etnwickelten
- angetrieben durch einen 2 Zylinder- Phönixmotor - eine Geschwindigkeit
von annähernd 12 km/h. Als besonderes Extra und echte Novität
wurde zusätzlich eine Heizung angeboten. Sie bestand aus- im Fahrerhaus
montierten Röhren, durch die heisses Wasser floß. Eine willkommene
Annehmlichkeit, da die Fahrerkabinen ja offen waren.
Und last not least: Der erste mit Dieselöl
betriebene Lastkraftwagen schließlich, wurde von dem legendären
Autopionier Benz im August 1923 gebaut. Ein 5 Tonnen schwerer LKW mit 50
PS.
Die erste Limousine normaler Grösse, stammte von der englischen Firma Duryea Co. und war ein viersitziges Motorcoupe. Im Jahre 1904 kam eine weitere Limousine - der Argyll - mit einem 12 PS Motor auf den Markt. Das Auto war schon mit zwei seitlichen- und einer rückwärtigen Türe ausgestattet und bot als besondere Neuheit eine elegant gebogene Windschutzscheibe.
Das erste Auto mit Stoßstangewar der in Mähren 1898 gebaute Nesseldorfer Motorwagen, auch "Präsident" genannt. Angetrieben wurde das Gefährt von einem 2-Zylinder Original 5 PS Benz- Viertakt- Boxermotor. Detail am Rande: Die Stoßstange ging am 21. und 22. Mai 1898 auf der 300 Kilometer langen Fahrt nach Wien verloren. Sie wurde nicht erneuert.
Das erste Auto mit Vorderradantriebwurde
von den Brüdern Carl Heinrich und Franz Gräf in den Jahren
1897 und 1898 in Wien gebaut. Den Antrieb besorgte ein 1-zylindriger, stehender
Viertaktmotor von De Dion, Paris. Der Motor erbrachte bei 1200 Umdrehungen/Min.
eine Leistung von ca. 3 1/4 PS, und wurde über der Vorderachse eingebaut.
Die Kraftübertragung wurde vom Motor, über eine Konuskupplung,
einem Dreigang Getriebe zum Differential geleitet. Und von dort über
Kardangelenke, die in die Achsschenkel verlegt waren, zu den gelenkten
Vorderrädern. Das Pionierpatent wurde vor hundert Jahren, am 30. November
1900 erteilt. Der Wagen ist übrigens im Technischen Museum in Wien
ausgestellt.
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