53 Jahre Staatsvertrag
- 100 Jahre Republik.
"Österreich
ist Frei...."
Verkündete der damalige österreichische Außenminister
Leopold
Figl am 15. Mai 1955 und zeigte einer schier unüberschaubaren
Menge
stolz den soeben von den vier Siegermächten unterzeichneten
Staatsvertrag
vom Balkon des Schloss Belvedere. Der Verfasser dieser Zeilen war grade
mal 16 Jahre alt geworden, saß im überfüllten Kinosaal
und lauschte dem Bericht der Austria Wochenschau, die das freudige
Ereignis
mit sensationellen Schwarz/Weißbildern kommentierte. Dann kam der
Augenblick, wo der Herr Außenminister die obzitierten,
historischen
Worte sprach und der begeistert jubelnden Menge stolz die Vertragsakte
zeigte. Jubel auch im gerammelt vollen Kinosaal... Begeisterung... Die
über die Kinoleinwand huschenden Bilder laut akklamierend...
Zehn lange
Jahre musste
das Österreichische Volk auf diesen Augenblick warten. Und nun
sind
50 Jahre um, seit Kriegsende sogar 60 Jahre. Der Autor erinnert sich
zurück:"...
Stundenlang zog das geschlagene deutsche Heer durch unser kleines Dorf.
Wiesen und Straßenränder waren übersät von liegen
gelassenem Kriegsgerät und -material. Für uns Jungs - damals
grad erst 6 Jahre alt geworden - eine wahre Fundgrube, jedoch zeitweise
mehr als gefährlich. Wurde uns von den schon etwas älteren
Buben
doch gezeigt, wie man die Kugel von einer Patrone entfernt, das Pulver
schlangenförmig verteilt und anzündet. Huii, das gab ne
ordentliche
Stichflamme. Oder: Eine Gewehrpatrone auf einen Baumstrunk aufsetzen,
und
mit einem Hammer draufschlagen, dass sich die Kugel mit einem dumpfen
Knall
in den Strunk bohrte. Einmal standen wir Dorfbuben reihum um den alten
Steineder, einem betagten, ehemaligen Tischlermeister. Der hatte im
Dorfpark
eine Eierhandgranate gefunden und zog mehrmals fest an der aus dem
Explosivkörper
heraushängenden Kette. Damals stand sicher ein Schutzengel neben
uns,
dass die Granate nicht explodierte. Ein anderer alter Mann - der Hofer
Hans - hatte weniger Glück. Der wollte sich nämlich aus einer
Eierhandgranate einen Pfeifendeckel schmieden. Als er mit dem Hammer
draufschlug,
explodierte die Granate und der Mann stand ohne seinen rechten Arm da.
Einmal wurde ich Zeuge einer beinahe Hinrichtung. Unser Dorf war von
den
Russen besetzt. Eines Abends belästigten einige Besatzungssoldaten
ein junges Mädchen. Drei schon etwas ältere Burschen
(für
Gußwerker Insider: Es waren dies der Schimmer Sepp, der Reitbauer
Maxi und der Reiter Fritz), kamen der bedrängten Maid zu Hilfe und
verprügelten die Rußki nach allen Regeln steirischer
Kampfeskunst...grins.
Dafür wurden die Drei aber am nächsten Morgen in aller
Herrgottsfrüh
aus ihren Betten geprügelt und wie Tiere, mit gemeinen Tritten in
den Unterleib auf den Dorfplatz getrieben, dort an eine Hauswand
gestellt.
Entsetzt musste ich zusehen, wie die Besatzungssoldaten ihre
Maschinenpistolen
hoben und auf die drei Burschen zielten. Da kam ein Jeep angebraust,
ein
Offizier sprang aus dem Fahrzeug, und schrie wild gestikulierend auf
die
Soldaten ein. Daraufhin senkten sie ihre Gewehre, rissen die drei
Burschen
von der Wand weg und trieben sie mit gemeinen Tritten und
Gewehrkolbenhieben
quer durch das Dorf. Blutend und völlig zerschunden retteten sich
die Drei schließlich in die Kirche. Sie überlebten.
Neben
diesen eher düsteren
Erinnerungen, ist noch eine Begebenheit erfreulicherer Art im Hirnkastl
geblieben, die jedoch erst später bewusst als positiv in
nämlichem
Kastl registriert wurde. Wir Jungs spielten gerade im Dorfpark, als der
Herr Gendarmerieinspektor Fröhlich vorbei ging. sofort standen wir
stramm, streckten den rechten Arm schräg in die Höhe und
riefen:
'Heil Hitler, Herr Inspektor'... Da dreht sich der Gendarm um, kam auf
uns zu, beugte sich zu uns herab und sagte mit feierlicher Miene:
'Danke,
liebe Buben. Aber ab Heute heißt das "Grüß Gott."
Am 26.
Oktober, dem Nationalfeiertag,
gedachte ganz Österreich in verschiedenen Veranstaltungen jener
Zeit,
die uns vor 53 Jahren die Freiheit bescherte... Eine Freiheit die
(hoffentlich) und bedingt durch immerwährende Neutralität,
auf
ewige Zeiten halten wird. Vor 53 Jahren, am 26. Oktober 1955 hat
der letzte Besatzungssoldat unser Land verlassen.
Vor 100 Jahren endete der 1. Weltkrieg, damit auch die Monarchie
und das einstige Habsburgerreich wurde zur Republik Österreich.
Neben zahlreichen Feierlichkeiten der Obrigkeit, gedachte manam
heurigen Nationalfeiertag in zahlreichen Feierstunden an jene
denkwürdige geschichtsträchtige Zeit. So auch in der
Mürztaler Gemeinde St. Barbara, wo die hiesige Trachtenkapelle zum
Konzert einlud. Stargast war ua. Karl Merkatz, der in den
Siebzigerjahren des vorigen Jahrhunderts durch die Fernsehserie "Ein
Wiener geht nicht unter" als Wiener
Urgestein für Schlagzeilen
sorgte.
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