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Chronik des Eisen - Gusswerkes.
Von Hubert Schablhofer

Als der Autor in den Achtzigerjahren seine Regionalzeitung Mariazell Regional veröffentlichte, sagte der damalige Volksschulleiter Karl Prüller einmal, “b ei mir in der Schul liegt eine umfassende Gemeindechronik. Ist doch schad, wenn sie in der Schublad verkommt. Schreibens doch mal was …!“
Jetzt, Jahrzehnte später hat sich der Autor entschlossen, die gesammelte Chronik, die er einst mühevoll aus der Kurrentschrift in die heutzutage gebräuchliche lateinische Schreibschrift übersetzt hat, in Bergheimat noch einmal zu veröffentlichen.

Was Bergmanns Fleiß an Tag gebracht,
gediegen wird’s durch Feuers Macht.
So wird durch Prüfungsglut allein
Das Menschenherz von Schlacken rein!“ Schrieb einst Erzherzog Johann.

Und des Feuers Macht glühte in drei Hochöfen. Glühte, bis es knapp vor der Jahrhundertwende für immer erlosch, und damit das "Eiserne Lied" verstummte. Hier beginnt die eigentliche Chronik, die der Kaufmann Franz Poppel in seiner Eigenschaft als Bürgermeister (1900 bis 1916) verfasste, und die nachfolgend originalgetreu wiedergegeben ist:
Gußwerk: Dieses liegt am Einflusse des Aschbaches in die Salza und gleicht durch die Menge des Werkes und Wohngebäude einem nicht unbedeutenden Dorfe. Gußwerk wurde nebst dem Bergbau ind Gollrad zuerst innerhalb der Jahre 1740 bis 1750 betrieben.
Graf Eugen Inzaghy, Abt von St.Lambrecht, vom Jahre 1737 bis 13. Jänner 1760, an welchem Tage er in Mariazell starb, richtete seine besondere Aufmerksamkeit auf dieses Werk, nachdem er es errichtet hatte. Es blieb Eigentum des Stiftes bis zu dessen Aufhebung im Jahre 1786. Bei der Wiederherstellung des Stiftes wurde aber das Werk dem Religionsfonds abgetreten und 1800 durch Ablösung Eigentum des Montanärars. Unter diesem geschah sehr viel zur Emporbringung des Werkes, sodaß es bereits damals in seinen größeren Erzeugnissen auf rühmliche Art mit anderen ähnlichen Werken wetteifern konnte. Das Verdienst dieses Aufschwunges, dieser bemerkenswerten Größe, Ordnung und Vollständigkeit gebührt dem unermüdlichen eifriger und der tiefen Sachkenntnis des damaligen Oberverwesers Johann Hippmann. Vom Montanärar kam Gußwerk im Jahre 1869 durch Kauf an die Neuberg – Mariazeller – Aktiengesellschaft und die vorher mit dem Werk vereinigten Forste und Domänen im Besitze des Staates blieben, und von diesen im April 1882 durch Fusion an die österreichische alpine Montangesellschaft

Der Werksbesitz bestand bis zum Jahre 1852 beziehungsweise bis zur Abtrennung der Forste (1866) aus: fünf Hektar Werkskomplex und 18.550 ha Waldungen. Ferner: Dem Eisensteinbergbau in Gollrad, 18 Betriebsgebäuden,
Eine mechanische Werkstätte enthaltend: 2 Hobelmaschinen, 1 Drehbank, 3 Spitzbälge und 1 Schleifwerk, 1 Hufschmiede mit 2 Feuern, 1 Hammer 1, Spitzbalg, 1 Erzquetsche mit Walzquetsche und Hammer. 38 Motoren mit 120 Pferdestärken, 1 Gusshütte mit 3 Holzkohle Hochöfen sowie auch einer Flammhütte.
Ein Schneidwerk enthaltend: 3 Drehbänke und 1 Spitzbalg, 1 Eisendreherei und 3 Drehbänke, 1 Holzdreherei mit 1 Drehbank, 2 Fußbänke, 1 Gischtenaufzug und 1 Gebläsehammer mit 4 Gebläsezylinder.
Ein Kanonenbohrwerk enthaltend: 8 Bohr- und Drehbänke, 1 Hobelmaschine, 1 Schleifstein, 1 Spitzbalg und 1 Feuer, 1 Sägemühle, 1 Werkstätte (Kugelrolle) mit 5 Drehbänken, 2 Grobhämmer und 3 Zeughämmer, 2 hölzerne Kastengebläse, 1 Nagelschmiede.
Sämtliche Werksanlagen wurden durch 38 Wasserräder betrieben, der Werksbesitz 1897 (zwei Jahre vor Auflösung) 248 Hektar Grund, teils landschaftlich, teils unproduktiv, dem Bergbau in Gollrad, dem Bergbau in Sollen, Niederalpl, Rothsoll. 48 Betriebsgebäuden, 19 Motoren mit 228 Pferdestärken, den komplett eingerichteten Hochofen und Formereianlage mit Maschinen und Schablonenformerei, Trockenkammern, Sandmühlen, Dampfkrahne, Modelltischlerei, mehrere Spezialmaschinen der mechanischen Werkstätte und des Bohrwerks mit 47 Drehbänken, 10 Hobel, 5 Bohrhämmer und 32 Spezialmaschinen. Je eine Brettersäge mit Turbinenbetrieb in Gußwerk, Gollrad und Aschbach, den 3 Röstanstalten in Gollrad mit 10, in Aschbach 2 und Sollen 3 Öfen. 1 Bremsberg in Gollrad, 1 Erzaufzug in Sollen, dem vertragsmäßigen Austorfungsrecht in Mitterbach. 136 Wohngebäude für 350 Familien und 100 ledige Arbeiter. 1 Stallmeisterei mit 17 Paar Pferden und vollständig ausgerüsteten Wagenpark, etc. etc.
Als Betriebskraft in Gußwerk diente der Salzafluß. Seit 1890 ist in Gußwerk in der Hütte und mechanischen Werkstätte die elektrische Beleuchtung eingeführt. Nach dem großen Brande im Jahre 1834 würde die Formerei so auch die Gußhütte gewölbt. Im Jahre 1883 wurde in Gußwerk eine 280 Mann starke gutausgerüstete Werksfeuerwehr organisiert.

Im Jahre 1742 wurde von dem Abte Eugenius im alten Amtshause eine Capelle errichtet. So lange das Stift bestand und also auch Eigentümer war, wohnte ein Geistlicher in Gußwerk, der aber an Sonn- und Feiertagen nach Wegscheid mußte, um dort den Gottesdienst zu versehen. An diesen Tagen kam dann von Mariazell ein Geistlicher, um in der Gußwerker Capelle den Gottesdienst abzuhalten. Mit Aufhebung des Stiftes hörte diese Ordnung auf und es wurde die heute bestehende eingeführt. Im Jahre 1850wurde die Kirche in Gußwerk mit einem Kostenaufwand von fl 29.400 erbaut, und ist dieselbe seit 1. Juli 1898 Eigentum der Gemeinde. Die Gemeinde mußte sich verpflichten, an Sonn- und Feiertagen eine heilige Messe lesen zu lassen und hat die Kosten ca. fl300 im Jahr zu bestreiten.
Im Jahre 1800 wurde in Gußwerk eine Trivialschule gegründet mit einer Classe, und war dieselbe in dem Hause wo heute die Post ist (ehemals Alte Post Anm.d.Red.) im erstenStocke untergebracht. 1828 wurde die Lehrstelle von der Schul-Distrikts-Aufsicht Mariazell ausgeschrieben und erhielt dieselbe Johann Novak, welcher durch 50 Jahre an dieser Schule wirkte und mit dem goldenen Verdienstkreuze ausgezeichnet wurde. Später wurde die Schule zu einer zwei bis drei und 1892 zu einer provisorisch vier-classigen erweitert, und waren zwei Classen in dem, zuerst dem Aerar gehörigen Schulhaus, welches später an die Gesellschaft überging, eine Classe im sogenannten alten Amtshause und die vierte im neuen Amtshause untergebracht. 1898 in folge Auflösung des Werkes wurde die vierte Classe aufgelassen, und die drei-classige Schule wie früher vermerkt in das von der Gemeinde gekaufte Haus untergebracht. Die k.k. Försterschule in Gußwerk wurde im Jahre 1881 unter dem damaligen Forst-Verwalter L. Hampel gegründet. Im Jahre 1882 gründete Werksdirektor Ruttner von Grünberg für die Werkslehrjungen eine Fortbildungs-Schule.
Das Haus der Forst- und Domänen-Verwaltung wurde im Jahre 1859 erbaut.
Post- und Telegrafen-Amt: Bis zum Jahre 1860 mußten die Postsäcke nach und von Mariazell getragen werden und wurde in diesem Jahr in Gußwerk ein Post-Amt errichtet. Im Jahre 1878 wurde das Telegrafen-Amt eröffnet und bis 1886 von der Gesellschaft, gegen das übliche Jahrespauschale besorgt und erhalten, bis 1887 das Post- und Telegrafen-Amt als aerarisches errichtet wurde.
Der Spar und Vorschuß-Verein für Gußwerk wurde am 15. Jänner 1899 gegründet. Am 23. März 1899wurde in Gußwerk die freiwillige Feuerwehr gegründet und traten als ausübende 46 und als aktive 14 Mitglieder bei. Zum Hauptmann wurde Michael Rohrbacher, zu dessen Stellvertreter Franz Bogensberger gewählt.
Am 8. Mai1899 wurde die Spar und Vorschuß- Cassa eröffnet durch die Vorstandsmitglieder Franz Poppel, Carl Weber und Franz Pichler.
Am 8. Mai 1899 wurde in Gußwerk der Hochofen ausgeblasen und der Kuppelofen zum letztenmale in Betrieb gesetzt und erhielten die noch übrigen Arbeiter ihre Entlassung respektive Pensionierung.
Am 11. Februar 1900 fuhren die Herren Franz ritter, Bürgermeister von Mariazell, Franz Poppel, Bürgermeister von Aschbach und Eduard Ploner, k. k. in Pension nach Wien zur Audienz zu sr. Majestät, welche am 12. Februar um 10 Uhr Vormittag stattfand. Ritter als Führer der Deputation überreichte ein Gesuch und bat sr. Majestät um Förderung des Ausbaues der Bahnlinie Kernhof, Mariazell, Gußwerk. Der Kaiser sagte: die Bahn sei ja gebaut worden zu dem Zwecke der Fortsetzung nach Mariazell worauf Ritter erwiderte, daß dies leider noch nicht geschehen und jetzt um so notwendiger wäre, da der gesamte Bezirk durch die Auflösung des Werkes geschädigt ist und nur eine Bahn Rettung bringen kann. Der Kaiser war äußerst liebenswürdig und versprach sich genau Bericht erstatten zu lassen, worauf die Audienz beendet war, welche den Mitgliedern der Deputation unvergesslich bleiben wird. Reichstagsabgeordneter Professor Lorbeer, welcher sich für die Sache sehr einsetzt, erwirkte der Deputation nach dieser Audienz eine solche bei dem Finanz Minister welcher versprach sein möglichstes zu thun.
Die Bezirksvertretung spendete einen Betrag con 100 Kronen zur Errichtung eines Knabenfertigungs Curses in Gußwerk, und wurde dieser Curs am 5. April 1900 eröffnet. Es nahmen an denselben 18 Knaben teil. Der Kurs wurde im Jahre 1902 aufgehoben, indem der bisherige Leiter nach Gröbming versetzt wurde.
Die Hundesteuer per Hund 6 Kronen wurde in der Gemeinde mit 1. Jänner 1903 eingeführt.
Am 20. März 1906 wurde mit der Abtragung der Gusshütten in Gußwerk begonnen und wird das gewonnene Material zum Bau der Bahnhofsgebäude verwendet werden. Auch mit dem Bau des Sägewerkes Glesinger wurde im Jahre 1906 begonnen.
Am 20. April 1907 in Gußwerk Überschwemmung. Die Salza tratt beim Rechen in folge Verklausung aus und floss das Wasser, alles mit sich reissend bis zum Lendhaus. Als ein Therl des Rechens weggerissen wurde lief fas Wasser zurück. Am 6. Juli 1907Eröffnung der Bahn für Frachtverkehr von Gußwerk aus, erste Fracht gab Rohrbacher (Pappendeckel) auf. Am 15. Juli 1907 Eröffnung der Bahn für Personenverkehr und fuhren am ersten Tag über 100 Personen von Gußwerk ab. Mit dem ersten Zug um 6 Uhr Früh konnte jeder „gratis“ bis nach Mariazell fahren. Die erste ausgegebene Karte für die Fahrt Gusswerk – Mariazell Nr. 0001 III. Klasse. Ganze Fahrt Kronen 0,40 Halbe Fahrt Kronen 0,20.
Im Oktober 1907 wurde der Betrieb im Werk (Säge) S.Glesinger aufgenommen.
Mit Erlaß des Landesschulrates wurde die Erweiterung der Schule in Gußwerk zu einer 4-classigen und zwar provisorisch mit einer Parallele zur ersten Classe bewilligt. Die Adaptierungen wurden so schnell wie möglich vorgenommen und konnte der regelmäßige Unterricht für 1. März 1908 festgesetzt werden.
Am 14. August 1908 wurde ein geschichtsträchtiger Akt vollzogen.  Durch  eine Verlautbarung im Landes-Gesetz- und Verordnungsblatt Nummer  56 wurde der Gemeindename von Aschbach auf Gusswerk umgeändert und heißt nun auch die Gemeinde fortan "Gusswerk".
Am 14. August 1911 fand die Einweihung und Eröffnung des von der Alpine-Gesellschaft „Alpenrose“ auf der Tonion erbauten Schutzhauses statt. Über 200 Personen nahmen an dem Feste teil, die Einweihung vollzog Pfarrer Ochsenhofer von Frein.
Am 8. Oktober 1911 fand die Weihe der neuen Feuerspritze in Gusswerk statt. Nach der Festmesse hielt Hochwürden Pater Schuster die Festrede und weihte die bekränzte Spritze. Als Patinnen fungierten die Frauen Maria Poppel und Johanna Rohrbacher. Feuerwehrhauptmann Franz Bogensberger dankte den Anwesenden für die Teilnahme an dem Feste, weiters der Gemeinde, die es ermöglichte daß die Spritze so schnell angeschafft werden konnte.Mit Erlaß des k. k. vom 31.8.1912 Zl.637 5/8 wurde die Volksschule in Gußwerk zu einer vierclassigen erweitert.

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