Früherszeiten
Vor
dreißig (oder sind es gar schon vierzig?) Jahren notwendiges, tägliches
Arbeitsgerät, zieren sie heute Haus- und Stallwände als Touristenattraktion,
aber auch als liebe Erinnerung an jene Zeit, die zwar knochenharte Arbeit
bedeutete, dennoch das eigentliche Flair bäuerlichen Handwerkes darstellte:
Heugabel, Rechen, Pferdegeschirr, und dergleichen mehr.
Nichts gegen moderne Landmaschinen, ohne
die ein Landwirt heutzutage ja überhaupt nicht mehr konkurrenzfähig
wäre, war aber halt doch - neben Bauernromantik - landschaftlicher
Aufputz im steirischen Bergland, sowohl akustisch, als auch visuell. Eigenartig
sirrend, das Geräusch, wenn die Sense der Schnitter das Gras nur wenige
Zeintimeter über dem Erdboden kappte, der eigenartige Klang, den der
Wetzstein erzeugte, wenn die Sense neu geschärft werden musste. Allabendlich
dann das monotone, dennoch vertraute 'däng, däng', wenn
der Dengelhammer, von geübter Hand geführt, auf Sensen und Sicheln
nieder sauste, um die Gerätschaft für den Mäheinsatz
anderntages mit neuem Schliff zu versehen. Hinter den Schnittern - in unseren
Breiten als Mahder oder Mohder bekannt - regten sich schon fleißige
Hände, wurde die "Mahd" - auch als "Mohdnschütten" betitelt
- mittels Gerätschaften, meist war es eine Heugabel, auf der
Wiese lose verstreut, um eine schnellere und effektive Trocknung zu gewährleisten.
Der nächste Arbeitsgang, das heuwenden oder "überdrahn", erfolgte
meist am Nachmittag, wenn das Gras schon angetrocknet war, und wurde mittels
Heurechen bewerkstelligt. Daneben, als weiteren Arbeitsgang, die "Hiefler
gstess'n" (ca 3m lange Rundhölzer mit waagerechten Sprossen, senkrecht
im Erdboden verankert), bis endlich - meist nach Sonnenuntergang - "gehieflt"
wurde. Das schon fast rockene Gras, hängte man auf die
mit
seitlich abstehenden Sprossen versehenen, Hiefler, um es vor Morgentau
oder gar Regen einigermaßen zu schützen. Obenauf kam noch ein
"Kranzerl", ein aus Gras gewundenes, rundes Gebilde, als zusäztlicher
Nässe- und Windschutz. Am nächsten Tag wurden die Hiefler dann
wieder "zerrissen", was so viel heißen soll wie, dass das aufgehängte
Heu von den
Sprossen
genommen- und erneut zur Trocknung auf die abgemähte Wiese ausgebreitet
wurde, was natürlich nur bei Schönwetter geschah. Dieser Vorgang
wiederholte sich so lange, bis das nun dürre, trockene Gras
als Heu in die Tenne (auch Heuboden genannt) transportiert werden konnte.
Nirgends mehr in unserem schönen
Land trifft man auf diese Hiefler, auch teils als Heuschober bezeichnet.
Sogar in den westlichen Bundesländern, wie etwa Tirol oder Salzburg,
sieht man diese Art der Grastrocknung nicht mehr. Lediglich auf steilen
Berglehnen im südtirolerischen begegnet man noch hie und da des öfteren
einem Heuschober, die allerdings höher- und anders gemacht sind, da
damit das Heu meist im Freien gelagert wird. Sogenannte "Troadkasten" (kleine
Überdachungen) sind ebenfalls noch in Gebrauch.
Der
einstige sommerliche Landschaftsaufputz musste fast allerortens den grünen,
grauslich anzuschauenden Plastikballen weichen, die nun überall auf
den Wiesenrainen herumliegen. Zufällig in heimischer Umgebung, fast
einer Sensation gleich, entdeckt: Zwar von Wind und Wetter etwas zerzaust,
dennoch ursteirisch: Heuhiefler, wie man sie früherszeiten überall
im Land sah. Zugehörig zur Landschaftsbildpflege wie die frischgemähte
Wiese, die steile Berglehne oder der kühle Talgrund.
Ebenso zufällig mittels Schnappschuß
auf Zelluloid gebannt, diese heutzutage primitiv anmutende Heuernte. Sicherlich
für den modernen Agrarier schon lange kein Thema mehr, aber ursteirisch,
harte Arbeit, ein Hauch von Romantik aus dem steirischen Bergland.
Nach langem Suchen, weil anscheinend im
Zeitalter moderner Melkmaschinen diese Art Handarbeit von niemand mehr
beherrscht wird, hat sich die Jungbäuerin vom Königsbauernhof
in Fallenstein bei Gußwerk demonstrativ- und als zusätzlichen
romantischen Aufputz zu dieser Reportage, auf den seinerzeit obligaten,
dreibeinigen Melkschemel gesetzt und eine ihrer Kühe mit der Hand
gemolken. War nicht ganz einfach, da die Tiere - diese Art des gemolken
werdens nicht gewohnt - scheu reagieren. Wie das Foto zeigt, hat es vorzüglich
geklappt, und die Bäuerin - neben längst vergangener Handarbeit
- wenn auch nur für eine gestellte Aufnahme, ein Stück uralten
Kulturgutes für wenige Augenblicke wieder aufleben hat lassen, sowie
nebenbei eindrucksvoll das Vorurteil, junge Leute würden
althergebrachtes nicht mehr beherrschen, widerlegt.