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Thomastag

Am 21.Dezember ist es wieder mal so weit. Wenn der Tag am kürzesten- die Nacht am längsten, ist Wintersonnenwende und gleichzeitig Winterbeginn. Ab dem 22. Dezember  werden die Tage wieder länger (hierbei ist das Tageslicht gemeint, denn ein Tag hat nach Adam Riese nach wie vor 24 Stunden), die Nachstunden werden kürzer. Der Volksmund sagt: Der Tag wächst ab 1. Jänner um einen Hahnenschritt, zu Hl. Drei König um einen Hirschensprung, und zu Maria Lichtmess (2.Februar) um a ganze Stund (1 Stunde).
Frau Imma Waid+ hat in ihrem Mundart Gedichtband "Zwischen Waldeck und Wiesnroan" zur Wintersonnenwende (21.Dezember) den folgenden Vers verfasst:

               Tag und Zeit

Da Kalender zoagg in Thomastag, heint kriagg die Sun an Schupfer.
Drauf draht sie um und macht dabei an ganz an kloanen Hupfer.
Drei Tag danach kimb Weihnachtn - recht weit mags no nit glänga -
wia d' Ahnl moant, waar do da Tag um an'n Muckngoamaz(1) länga.
(1) Mueckengaehnen

Und zu Neujahr, wia ma so sagg - an'n Hahnenschriat wachst a schon da Tag.
Wann a so statzt - schau dar'hn grad an,
an Spann - den spoacht a - unser Hahn.

Dreikini kimb, frei magst d'as gspirn, da Tag is wieder länga
so weit da Hirsch hin übern Grabn an guatn Sprung kann glänga.

Bis Liachtmeß aft - das sei enk kund -
da Tag is gwachsn um a Stund.
Die Zeit rennt weiter furt im Lauf,
da Tag nimmt zua, da Tag nimmt auf.

Za Benedicti  hat der Tag
die Nacht in ihrer Läng dajagg.
A niader woaßt's und gfreut si still,
wals liabi Fruihjahr kema will.

Das Zeitradl rollt und rennt,
auf Halm und Blüah die Sunn herbrennt.
Da Tag is lang. "Hiaz wirds mar z'dumm",
moant sie und draht stad wieder um.

Jahraus, jahrein, gehts zruck und hin
a Menschnlebm is bal(d) dahin,
Doch Sun und Tag stad weiter gehn
so lang s' ihr Moaster laßt bestehn.

Frau OSR Imma Waid+. Zeitlebens heimatverbunden, und eine profunde Kennerin  obersteirischer Sagen, Sitte und Brauchtum des Mariazellerlandes. Sie war neben ihrer pädagogischen Tätigkeit, auch eifrige Geschichtsforscherin. Ich werde daher noch öfter Gedichte und Geschichten, die diese aussergewoehnliche Frau geschrieben und verfasst hat, in Bergheimat veröffentlichen. Das Copyright habe ich noch zu Frau Waids Lebzeiten (1980) erworben. (Für die Red. Schablhofer)
Außerdem birgt die Thomasnacht noch einen uralten Bergheimatbrauch, der  im Bergland noch erhalten geblieben ist: "Das Bett treten." Heiratslustige Teens, aber auch durchaus ältere Semester ;-))) stellen sich, bevor sie sich zur Ruhe begeben, vor ihre Liegestatt (im Volksmund Bettstadl benannt), wobei sie dreimal gegen das Bettgestell treten und hierbei folgenden Spruch aufsagen: 'Bettstadl i tritt di, Bettstadl i bitt di - heiliger Thomas du guata Maun, zoag ma heit Nocht mei(n) Herzallerlieabste(n) aun.'Auf gut hochdeutsch in etwa so übersetzt: "Bettstatt, ich trete dich, Bettstatt ich bitte dich - heiliger Thomas du guter Mann, zeig mir heute Nacht meine(n) Herzallerliebste(n) an."
Da man diesen rituellen Brauch bloßfüßig durchführen muß, wird anderntags sehr oft hinter vorgehaltener Hand mehr oder minder schadenfroh über so manche veilchenblaue- oder verstauchte Zehe getuschelt.
Und gerade mal am Thomastag  zeigt unser Adventkalender, dass der hl. Abend - das schönste Fest des Jahres - unmittelbar bevor steht. Das 4. Lichtlein am Adventkranz ist  entzündet. Allerhöchste Zeit, gebastelte oder gekaufte Geschenke, sofern nicht schon geschehen, noch schnell  weihnachtlich zu verpacken, Buntes Geschenkspapier knistert, und so manch unbeholfene Kinderhand versucht schier verzweifelt die gebundene Schleife ins rechte Licht zu rücken. Wie überhaupt der Trend zu selbst verpackten Geschenken wieder aufzuleben scheint, denn: das noch so schmuddelhaft verpackt scheinende  Geschenk gewinnt noch mehr an Wert, da es- weil von ungeübten Händen eingewickelt zeigt, dass es  von Herzen kommt.
Der Heilige Abend im Steirischen Bergland ist geprägt von zahlreichen Riten. Letzte Vorbereitungen werden noch getroffen, Haus und Hof mit Tannenreisig geschmückt und der Christbaum will auch noch aufgeputzt sein. Vielerorts hat sich wieder der steirische Christbaum, geschmückt mit Strohstern und bunten Holzfiguren, eingebürgert.
Nach getaner Arbeit wandert die Familie meist in den Ort, um den weihnachtlichen Klängen der ortsansässigen Blasmusik zu lauschen. Turmblasen genannt.
Dann ist es so weit. Kinderaugen beginnen zu leuchten, aber auch so manche Träne verbirgt sich, verschämt ob der Rührung und Erinnerung an die eigene Kindheit, hinter elterlicher oder großelterlicher Gesichtsfalte.
Da werden Geschenke ausgepackt, gesprochene Weihnachtswünsche flattern durch den Raum, in geselliger Runde spiegelt sich die Freude über das schönste Fest des Jahres wider. Zur späten Stunde stapft ungezähltes Schuhwerk durch den Schnee , eilt eine Pilgerschar der Dorfkirche entgegen um der Mitternachtsmette beizuwohnen. Nur die brennende Weihnachtskerze leuchtet im vorübergehend verwaisten Haus. Auch ein Aberglaubenssymbol, denn: Sollte die Kerze, die bis nach Mitternacht brennen muss, durch irgend einen Umstand erlöschen, gibt es im kommenden Jahr ein Unglück in der Familie.
Am ländlichen Bauernhof geht der Bauer mit  Weihrauch gefüllter Räucherschale durch Stall und Wirtschaftsgebäude, umkreist - das qualmende Gefäß durch die Luft schwenkend - Haus und Hof, um böse Geister Blitzschlag und Wasserflut vom bäuerlichen Anwesen fern zu halten. Und wer um Schlag Mitternacht das Glück hat im Kuhstall ein verstecktes Plätzchen zu finden, wird unter besonderen Umständen staunend die Ohren spitzen. In der Heiligen Nacht können (angeblich) die Tiere sprechen. ;-))))
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