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Der Braunbär in Österreich - Zusammenfassung

Braunbär im ötscherlandIn dem vorliegenden Bericht des Umweltbundesamtes wird die Situation des Braunbären in Österreich dargestellt. Der Braunbär (Ursus arctos L.) zählt zu den EU-weit gefährdeten Arten. Ihm wird im Zuge der Naturschutzaktivitäten der Europäischen Union auchverstärktes Augenmerk geschenkt.
Braunbären kamen bis 1800 im gesamten Alpenraum vor. Die autochthone Bärenpopulation Österreichs erlosch vor ca. 150 Jahren. Danach waren einzelne Zuwanderer aus Slowenien in Kärnten immer wieder zu beobachten. Diese Besuche wurden nach 1950 häufiger.
Im letzten Jahrzehnt hat sich in Kärnten ein kleiner Bestand von etwa zehn Bären aufgebaut. 1992 gelang der Nachweis einer führenden Bärin mit einem Jungen. In den
Steirisch-Niederösterreichischen Kalkalpen siedelte sich 1972 ein slowenischer Weitwanderer an. 1989-1993 ließ der WWF Österreich in diesem Gebiet drei Wildfänge
(zwei Weibchen und ein Männchen) aus Slowenien und Kroatien frei. Nachwuchs stellte sich 1991, 1993 und 1996 ein (acht Junge). 1993 verunglückte eines der beiden Weibchen tödlich, der alte Bär und das zweite Weibchen sind seit 1994 bzw. 1995 nicht mehr nachweisbar. Mindestens drei der Nachwuchsbären sind Weibchen; der aktuelle Bestand dieser Region liegt in der Größenordnung von zehn bis zwölf Individuen. 1990 wurde erstmals ein Bär im Toten Gebirge nachgewiesen. Heute halten sich hier und im Nationalpark Kalkalpen ein bis zwei Bären auf. Der derzeitige gesamtösterreichische Bestand wird auf 20-25 Exemplare geschätzt. Ein Bär erregte 1993 in der Steiermark durch regelmäßige Schäden Aufsehen. 1994 nahmen die Schäden und auffälligen Begebenheiten in Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark weiter zu und waren nicht mehr auf nur ein Individuum zurückzuführen. Die Besorgnis der Bevölkerung wuchs, der Bärenschutz wurde zunehmend in Frage gestellt. Zwei Bären gingen durch Abschuß verloren. Nach den Abschüssen traten kaum mehr Schäden in den betreffenden Gebieten auf. Zuletzt fiel 1995 für kurze Zeit in Kärnten ein "Problembär" mehrmalig durch Schäden auf. Die häufigsten Bärenschäden waren Schäden an Bienenstöcken und Schafrisse. Elektrozäune können Bienenstände wirksam vor Bären schützen.
Die vom WWF freigelassenen Bären wurden mit einem Halsbandsender versehen und ihre Wanderungen mittels Telemetrie verfolgt. Die jährliche Streifgebietsgröße lag zwischen 115 km² und 4730 km², die maximale Entfernung vom Aussetzungsort betrug 13 bis 67 km. Zwei Nachwuchsbären aus dem Jahr 1993 waren im Alter von ca. 2 Jahren ebenfalls für einige Monate besendert, die Größe ihrer Streifgebiete betrug 96 km² und 128 km². Die besenderten Bären waren vornehmlich dämmerungs- und nachtaktiv, wobei Bärinnen mit Jungen tagsüber deutlich aktiver waren.
Die Analyse der im Zeitraum 1990-1996 registrierten 515 Bär-Mensch-Begegnungen ergab folgendes: Zwei Drittel der Sichtbeobachtungen fanden zwischen Juni und September, gehäuft am Morgen und Abend, statt. Am häufigsten bekamen Jäger, im Bärengebiet ansässige Personen sowie in der Land- und Forstwirtschaft tätige Personen Bären zu Gesicht. Die Bärenbeobachtung erfolgte am häufigsten bei der Jagd und beim Autofahren. In der Mehrzahl der Fälle reagierten die Beobachter mit Bleiben oder Weiterfahren, die Bären mit Flucht bzw. Rückzug. 51 Nahbegegnungen endeten ebenfalls großteils mit der Flucht des Bären, in fünf Fällen kam es zu einem Scheinangriff und nachfolgender Flucht des Bären.
Die derzeitige Situation der noch jungen und relativ individuenarmen österreichischen Bärenpopulation zeigt, daß bei entsprechenden Managementmaßnahmen und
Öffentlichkeitsarbeit ein gemeinsames Leben von Bär und Mensch in Österreich durchaus möglich ist.
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