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Die Mariazellerbahn

Mitte des 19.Jahrhunderts, zur Zeit als sich der obersteirische Gnadenort  Mariazell als einer der am stärksten besuchten Marienwallfahrtsorte Österreich � Ungarns präsentierte, wurde bereits die Möglichkeit � Mariazell von St. Pölten aus durch eine Eisenbahn zu erschließen � erwogen. Verschiedene Varianten einer möglichen Trassenführung standen den Verantwortlichen zur Auswahl. So, zum Beispiel eine Trassenführung über Kernhof � Mariazell � Gußwerk � Neuberg, bis nach Mürzzuschlag, beziehungsweise St.Pölten � Mariazell � Bruck an der Mur. Doch trotz vielseitiger Engagements dauerte es noch 50 Jahre, ehe 1895 ein Beschluss des Niederösterreichischen Landtages die Geburtsstunde der Mariazellerbahn einleitete.
Entgegen aller bisheriger Planungen und Variantenstudien, nahm man eine gänzlich andere Trassenführung, die durch das Pielachtal und quer durch das Voralpengebiet führte, in Angriff. In, für damalige Verhältnisse geradezu phänomenaler Rekordbauzeit von nur 10 Jahren, fuhr am 17. Dezember 1906 der erste Güterzug die 84 Kilometer lange Strecke von St.Pölten nach Mariazell. Am 2. Mai 1907 war es dann so weit: Der offizielle Personenverkehr bis Mariazell ging in Betrieb.
Als Erbauer gilt allgemein Ing. Josef Fogowitz, im Bild rechts gemeinsam mit seinem Nachfolger Ing. Eduard Engelmann neben der Hochstiege zur Mariazeller Basilika in Form eines Eisengussdenkmales verewigt. Davor ein Räderpaar Spurweite 760 mm.
Die Aktualisierung, eine Schmalspurbahn mit eben Spurweite 760 mm zu bauen, entsprang der Tatsache, dass das zu erschließende Terrain als äußerst schwierig galt. Bei einem Höhenunterschied von über 400 Metern stand der Bau von insgesamt 18 Tunnels an, von denen der "Gösingtunnel", mit insgesamt 2.278 Metern Länge der längste per Handbohrung (später aus Zeitgründen maschineller Bohrvortrieb) errichtete Tunnel ist. Ferner stand der Bau ungezählter Stütz- Futtermauern und Talübergänge zu Buche. Mit der Eröffnung des letzten Teilstückes von Mariazell nach Gußwerk am 15. Juli 1907 (im Bild links die erste Fahrkarte von Gußwerk nach Mariazell) war die Niederösterreichisch  Steirische Alpenbahn, wie die Mariazellerbahn im amtlichen Sprachgebrauch hieß, fertiggestellt.
Zu jener Zeit wurde der Betrieb der Mariazellerbahn durch Dampflokomotiven realisiert. Ein Vorschlag des Leiters des Landeseisenbahnamtes Ing. Eduard Engelmann junior (Besitzer des bekannten Wiener Eislaufplatzes Engelmann) die Mariazellerbahn mittels Einphasenwechselstrom zu elektrifizieren, wurde vorerst als utopisch bezeichnet und abgelehnt. Doch dem findigen Techniker gelang nach manngifaltigen Schwierigkeiten dann doch der Durchbruch, und fuhr somit am 7. Oktober 1911 die Erste Eisenbahn der Weltgeschichte mit dieser revolutionären Stromspannung, die kaum reparaturbedürftig, und die noch heute funktioniert. Lediglich das Design der Loks sind der Zeit angepasst, was aber nicht heißen soll, dass die alten Loks E (heute ÖBB)1099 nicht mehr eingesetzt werden. Ganz im Gegenteil fährt täglich ein Zug dieser Provenienz unter dem Namen "Ötscherbär" die gesamte Strecke, das heißt: Die Strecke von St.Pölten nach Mariazell. Das Teilstück Mariazell � Gußwerk wurde aus Kostengründen 1988 stillgelegt, und dient ein Trassenteil der Streckenverlängerung der Mariazeller Museumstramway in das Ortsgebiet des Gnadenortes.