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Osterbräuche.
Neben den liturgischen Feiern, haben sich im Mariazellerland Sitte und Brauchtum, vornehmlich in der Karwoche, bis heute erhalten. Beginnend mit dem Palmsonntag, der seit eh und jeh der männlichen Jugend die Tradition des Palmbuschen tragens zuerkennt. Und zwar deswegen, weil der Palmbuschen (zumindest früherszeiten) nach seiner Länge taxiert. Je länger der Buschen, desto höher sein Wert. Palmbuschen, an die drei bis vier Meter hoch, waren daher damals keine Seltenheit. Setzten an ihre Träger einige Anforderungen, und da war ein richtiger Kraftlackl schon eher gefragt. Das nebenstehende, kolorierte Schwarzweiss Foto - es wurde übrigens im Mariazeller Heimatmuseum aufgenommen - zeigt (im Bild rechts) einen original gebundenen Palmbuschen. Meist war (und ist) es die Aufgabe der Großväter, einen Palmbuschen zu binden. Ein original obersteirischer Palmbuschen besteht aus einem Strauß zirka 40cm langer Palmzweige (Palmkatzerl), vermischt mit Koniferenzweigerl (Buchsbaum), Immergrün und Kranebitten. In den Strauß werden, gleichmäßig angeordnet, seitlich drei ca 80 cm lange, ein Jahr alte Haselruten (Joahrg'wachs) gebunden, über den Buschen gebogen und ineinander, einer gebogenen Dachkonstruktion ähnlich, befestigt. Mit Immergrün, Blumen und bunten Bändern verziert, geben sie dem Palmbuschen sein traditionelles Aussehen. Das Ganze wird an den Ende sorgfältig gleichgeschnitten, und mit grünem Krepp-Papier kaschiert, ehe der nun fertige Buschen, auf einem mehr oder minder langen Stecken befestigt- in Händen einer kräftigen Bubenhand am Palmsonntag stolz in die Kirche zur Palmweihe getragen wird. Palmbuschen gelten seit jeher als Glücksbringer. Die Landwirte lassen sich Haus und Hof einzäunen. So nennt man den Brauch, bei dem der geweihte Palmbuschen nach der Kirchweih um das gesamte landwirtschaftliche Areal getragen wird. In anderen Häusern hat er (meist) am Dachboden seinen Platz. Kleinere Handbuschen sind im Herrgottswinkel oder in Nähe von Herden oder offenen Kaminen aufbewahrt. Wenn im Sommer Unwetter toben, werden die geweihten Zweige als Schutz gegen Blitz- und Hagelschlag verbrannt.
Des weiteren gibt es, neben der Speisenweihe am Karsamstag, das Weihfeuer (Weichfeia) tragen. In aller Herrgottsfrühe (früherszeiten am Ostersonntag) wird nach der traditionellen Feuerweihe ein getrockneter Buchenschwamm mit dem Weihfeuer entzündet, und der nun glimmende Schwamm durch den Ort getragen. Dabei bedienen sich die Buben (früher waren es meist Ministranten) einer besonderen Methode. Damit der glühende Buchenschwamm auf dem langen Weg von Haus zu Haus, wo jedes Mal ein kleines Stück aus dem glimmenden Schwamm geschnitten- und in den Hausherd gelegt wird - nicht verlöscht, ist er an eine (meist ist es Draht) Verlängerung gebunden. So ausgerüstet, wird der Buchenschwamm durch ständig rotierender Bewegung, glühend gehalten.
Das  Bild aus dem Mariazeller Heimathaus zeigt  dokumentarisch die Karwoche, vor der eigentlichen Osterfeier, der Auferstehung. Von rechts nach links: Der schon angesprochene Palmbuschen. Daneben eine Dornenkrone, der gekreuzigte Heiland und links im Bild ein Buchenschwamm. Unter dem Schwamm hängt ein Korb, wie er zur Speisenweihe am Karsamstag verwendet wird. Auf der wuchtigen Bauerntruhe stehend, die eigentlichen Ostersymbole: Gefärbte Eier und Osterkerze, Weihbrot und Ratsche.

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