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zu Osterbrauchtum, Seite 2
Osterbräuche.
Neben
den
liturgischen Feiern, haben sich im Mariazellerland Sitte und Brauchtum,
vornehmlich in der Karwoche, bis heute erhalten. Beginnend mit dem
Palmsonntag,
der seit eh und jeh der männlichen Jugend die Tradition des
Palmbuschen tragens
zuerkennt. Und zwar deswegen, weil der Palmbuschen (zumindest
früherszeiten)
nach seiner Länge taxiert. Je länger der Buschen, desto
höher sein Wert.
Palmbuschen, an die drei bis
vier
Meter hoch, waren daher
damals keine Seltenheit. Setzten an ihre Träger einige
Anforderungen, und da
war ein richtiger Kraftlackl schon eher gefragt. Das nebenstehende,
kolorierte
Schwarzweiss Foto - es wurde übrigens im Mariazeller Heimatmuseum
aufgenommen -
zeigt (im Bild rechts) einen original gebundenen Palmbuschen. Meist war
(und ist)
es die Aufgabe der Großväter, einen Palmbuschen zu binden.
Ein original
obersteirischer Palmbuschen besteht aus einem Strauß zirka 40cm
langer
Palmzweige (Palmkatzerl), vermischt mit Koniferenzweigerl (Buchsbaum),
Immergrün und Kranebitten. In den Strauß werden,
gleichmäßig angeordnet,
seitlich drei ca 80 cm lange, ein Jahr alte Haselruten (Joahrg'wachs)
gebunden,
über den Buschen gebogen und ineinander, einer gebogenen
Dachkonstruktion
ähnlich, befestigt. Mit Immergrün, Blumen und bunten
Bändern verziert, geben
sie dem Palmbuschen sein traditionelles Aussehen. Das Ganze wird an den
Ende
sorgfältig gleichgeschnitten, und mit grünem Krepp-Papier
kaschiert, ehe der
nun fertige Buschen, auf einem mehr oder minder langen Stecken
befestigt- in
Händen einer kräftigen Bubenhand am Palmsonntag stolz in die
Kirche zur
Palmweihe getragen wird. Palmbuschen gelten seit jeher als
Glücksbringer. Die
Landwirte lassen sich Haus und Hof einzäunen. So nennt man den
Brauch, bei dem
der geweihte Palmbuschen nach der Kirchweih um das gesamte
landwirtschaftliche
Areal getragen wird. In anderen Häusern hat er (meist) am
Dachboden seinen
Platz. Kleinere Handbuschen sind im Herrgottswinkel oder in Nähe
von Herden
oder offenen Kaminen aufbewahrt. Wenn im Sommer Unwetter toben, werden
die
geweihten Zweige als Schutz gegen Blitz- und Hagelschlag verbrannt.
Des
weiteren gibt es, neben der Speisenweihe am Karsamstag, das Weihfeuer
(Weichfeia) tragen. In aller Herrgottsfrühe (früherszeiten am
Ostersonntag)
wird nach der traditionellen Feuerweihe ein getrockneter Buchenschwamm
mit dem
Weihfeuer entzündet, und der nun glimmende Schwamm durch den Ort
getragen.
Dabei bedienen sich die Buben (früher waren es meist Ministranten)
einer
besonderen Methode. Damit der glühende Buchenschwamm auf dem
langen Weg von
Haus zu Haus, wo jedes Mal ein kleines Stück aus dem glimmenden
Schwamm
geschnitten- und in den Hausherd gelegt wird - nicht verlöscht,
ist er an eine
(meist ist es Draht) Verlängerung gebunden. So ausgerüstet,
wird der
Buchenschwamm durch ständig rotierender Bewegung, glühend
gehalten.
Das
Bild aus dem Mariazeller Heimathaus zeigt dokumentarisch die
Karwoche,
vor der eigentlichen Osterfeier, der Auferstehung. Von rechts nach
links: Der
schon angesprochene Palmbuschen. Daneben eine Dornenkrone, der
gekreuzigte
Heiland und links im Bild ein Buchenschwamm. Unter dem Schwamm
hängt ein Korb,
wie er zur Speisenweihe am Karsamstag verwendet wird. Auf der wuchtigen
Bauerntruhe stehend, die eigentlichen Ostersymbole:
Gefärbte Eier
und
Osterkerze, Weihbrot und Ratsche.
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