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Nicht weit von Mariazell entfernt, und zwar in der Teichmühle, unterrichtete ein weiterer Schipapst ebenfalls die hohe Kunst des Schilaufes: Oberst Bilgeri. Nach ihm wurde sogar eine damals moderne Schibindung benannt. Und Anfang der fünfziger Jahre gab es noch das Bilgeri Schiwachs zu kaufen. Im Bildhintergrund gut erkennbar, das Bauernhaus Dietl, vulgo Teichbauer. Unter Bilgeris Leitung war die Zweistock Methode bereits eingeführt. Die Schistöcke bestanden in der Regel aus Haselweiden, an deren Enden man Eisenstifte befestigte. Am andere Ende war eine simple Halteschlaufe aus Leder montiert. Die sogenannten Schiteller - aus, mit Leder verflochtene, runde Scheiben - waren ca 20 Zentimeter oberhalb der Stockspitze mittels eines Splintes mit dem Stock verbunden, um ein zu tiefes einsinken in den Schnee zu verhindern. Eine verblüffend einfache Erfindung, die auch heutzutage noch - wenn auch in modernerer Form - aktuell ist.
Auch hier wieder typisch: Die für modernere Begriffe teilweise eher ungewohnt anmutende Kleidung. Hosenträger und Krawatte. Oberst Bilgeri (im Bild links), sogar mit Mascherl. Anscheinend gab es damals noch keine einheitliche Schibekleidung. Die Frauen trugen auch später noch beim Schilauf knöchellange Kleider. Kann mich noch erinnern, dass wir heranwachsenden Jungs uns öfter an neuralgischen Schihangstellen postierten, um stürzenden Schigirls tiefer als gewohnt unter den durch den Sturz meist verrutschten Rock zu gucken. ;-)))
Vor- und unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg entwickelte sich die obersteirische Wallfahrtsstadt kurzfristig zu einer Wintersportdomäne, ähnlich wie St. Moritz in der Schweiz, oder Kitzbühel. Es gab keine Wintersportart, die nicht in Mariazell ausgeübt- oder durchgeführt werden konnte. Neben dem alpinen Bereich, kamen auch die Nordischen voll auf ihre Kosten, ebenso wie Bobfahrer und Rennrodler. Ja sogar Eiskunstlauf war In. Keine geringeren als Karli Schäfer (Weltmeister des Jahres 1933) sowie die Olympiasieger im Paarlauf (Cortina 1956) , Sissy Schwarz und Kurt Opelt, gastierten in Mariazell - begeisterten jung ung alt im Rahmen eines Schaulaufens. Und im Sog der Sportprominenz, tummelten sich jede Menge Promis damaliger Provenienz in der bekannten Wallfahrts- und Wintersportmetropole.