„Dass mich wenige kennen, ist
gewiss
und wahr, ich habe manche Beweise dafür, aber es wird die Zeit
kommen,
wo man mich kennen wird – wo man einsehen wird, was ich gewollt, was
ich
gethan, wie und wofür ich gelebt…“ schrieb Erzherzog Johann am 24.
Juni 1823 seiner Anna Plochl. Und er endete mit dem Satz: „Der Same,
den
ich ausgestreut hatte, und noch ausstreu, wird einst Früchte des
Guten,
weil ich es für das Gute gewollt, getan…“
Nun, die Saat, die der Steirische Prinz,
der als Pionier unseres Landes wirkte, gesät hat ist reichlich
aufgegangen,
und die Früchte seines Wirkens sind noch heute vielerorts
sichtbar.Erzherzog
Johann Baptist von Österreich wurde am 20. Jänner 1782 als
Sohn
des Großherzogs Leopold von Toskana (Mutter, Maria Ludovica von
Spanien)
in Florenz geboren. Den für einen Habsburger eher
ungewöhnlichen
Namen "Johann" erhielt er zu Ehren von Don Giovanni, dem Stadtpatron
von
Florenz. Obwohl als 13es. Kind einer der jüngsten seiner
Generation,
genießt er eine hervorragende Erziehung. Die erste Sprache, die
er
erlernt ist Italienisch, ehe weitere Sprachen (Deutsch,
Französisch,
Latein) folgen. Bereits als
Jugendlicher zeigte er großes
Interesse
an den Alpenländern, bestärkt und beeinflusst durch den
Historiker
Johannes von Müller, der ihn unterrichtete. Geschichte, soziale
Fragen,
Militär- und Naturwissenschaften faszinierten und
beschäftigten
ihn sein Leben lang. Sammelte Mineralien, war Alpinist, Jäger,
Landwirt.
1790 kommt er erstmals nach
Österreich,
als sein Vater auf den deutschen Kaiserthron berufen wird und
betritt
1796 zum ersten Mal steirischen Boden, als er das berühmte
obersteirische
Marienheiligtum Mariazell besucht. In Folge zieht es ihn immer wieder
in
die Grüne Mark, begeistert und überwältigt von der
wilden
Schönheit der obersteirischen Bergwelt, mit Erstbesteigung des
Hochschwabs
(1803). Es ist die Steirische Landschaft, jener Flecken
unberührter
Natur, in der ein Mensch wieder Kraft und Energie tanken kann. Und die
brauchte er wahrlich nach den unglücklichen Kriegen gegen
Napoleon,
verbunden mit der Tragik des Tiroler Freiheitshelden Andreas
Hofer. Schreibt er doch in seinem Tagebuch, dass er in den
steirischen
Bergen Kraft, Treu, Einfalt – ein noch unverdorbenes Geschlecht
gefunden
hat.
Doch zurücke zu den Anfängen:
Im September 1800 kam Erzherzog Johann erstmals nach Tirol, und damit
begann
eine Zuneigung, die er mit folgendem Zitat in seinem Tagebuch
verewigte:
„… jene unveränderliche und unerschütterliche Liebe, welche
diesem
Land erwiesen und die von demselben treu erwidert wurde, und welche ich
mit ins Grabe nehmen werde.“ Ab 1805 organisierte Johann mit
unumschränkter
Vollmacht des Kaisers das Landesverteidigungswesen in Tirol. Nach dem
Frieden
von Preßburg am 26. Dezember 1805 musste Österreich
allerdings Tirol
und Vorarlberg an Bayern abtreten. Erzherzog Johann pflegte zu
Freiherrn
von Hormayr engen Kontakt, der von Wien aus in Tirol einen
Gebirgs-
und Volkskrieg mit Andreas
Hofer gegen
die als schikanös empfundene bayrische Besatzung vorbereitete, der
1809 ausbrach und nach mehreren Schlachten mit einer Niederlage der
Aufständischen
und der standrechtlichen Erschießung Andreas
Hofers endete.
Alle seine Initiativen und Maßnahmen
in der Steiermark machte Johann ausschließlich als Privatmann und
in keiner öffentlichen Funktion. Nur seine
vielfältigen Beziehungen und seine Argumentations- und
Überzeugungskraft
ermöglichten ihm die erfolgreiche Umsetzung seiner
fortschrittlichen
Ideen. Nach dem negativen Kriegsgeschehen wurde Erzherzog Johann wegen
weiterer Mobilisierung für einen Aufstand gegen die Siegermacht
von
seinem kaiserlichen Bruder mit einem Verbot belegt. Dem Erzherzog wurde
von seinem Bruder Kaiser Franz I. von Österreich verboten, Tirol
zu
betreten. So wandte er sich gänzlich der Steiermark zu. Widmete
seine
Interessen, seine Volksverbundenheit ausschließlich durch enge
Kontakte
den Bewohnern des Landes und ihren Bedürfnissen und
Fähigkeiten
und der Förderung der materiellen und geistigen Kultur, weiß
die Chronik zu berichten. Er kleidete sich sogar mit dem
einfachen
grauen- mit grünem Revers besetzten Lodenjanker der damals in der
Obersteiermark in Mode, und der vor allem von der Jägerschaft
getragen
wurde, um so seine Loyalität der Bevölkerung gegenüber
kund
zu tun. Steirerrock, knielange Lederhose, und den breitkrämpigen
Steirerhut
findet man heute noch in verschiedenen Trachten- und Musikvereinen
lebendig
erhalten, hingegen die Altsteirertracht, der Salonsteirer und
Ausseersmoking
nur mehr eher selten zu sehen ist und lediglich in Traditionsgebieten
wie
z.B. dem Ausserland noch an Sonn- und Feiertag aus dem Kleiderschrank
geholt
wird. (Anm.d.Red.)
Genaue Kenntnis des Landes, der Bewohner
sowie der Leistungen der öffentlichen Einrichtungen erlangte
Erzherzog
Johann durch statistische Landesaufnahmen. Darauf baute und
begründete
er seine wirtschaftlichen und sozialen Reformen. Den Annalen entnehmen
wir folgende chronologische Aufzeichnungen: 1811 legte Erzherzog Johann
den Grundstein für das Joanneum in Graz, den Vorläufer
für
die Technische Universität. Aber auch weitere Gründungen
beruhten
auf den Anregungen Erzherzog Johanns, wie z. B.
• die Steiermärkische
Landesbibliothek
(1811),
• das Steiermärkische Landesarchiv
(1817),
• die Steiermärkische
Landwirtschaftsgesellschaft
(1819),
• die Steiermärkische Sparkasse
(1825),
(Zitat:) „...daß mit der Verwirklichung des
Sparkassengedankens
nicht nur die althergebrachten Mittel des Zwanges und der Bevormundung
durch den Staat in der Wirtschaft beseitigt, sondern darüber
hinaus
auch die Voraussetzungen dafür geschaffen werden, die als Folge
der
napoleonischen Kriege daniederliegende Wirtschaft wieder aufzurichten
und
die am Beginn des Maschinen-Zeitalters in unvorstellbarer Armut
lebenden
weiten Teile der Bevölkerung aus ihrer sozialen Not
herauszuführen.“
• die Berg- und Hüttenmännische
Lehranstalt (1840) in Vordernberg (ab 1849 als Montanuniversität
nach
Leoben übersiedelt),
• die Wechselseitige
Brandschadenversicherungsanstalt,
• die Landesoberrealschule (1845) sowie
• der Historische Verein für
Steiermark
(1850).
1816 und 1817, in denen es in der Oberen
Steiermark zu einer Hungersnot kam, verteilte Erzherzog Johann
persönlich
an die hungernde Bevölkerung
Erdäpfel und ermutigte die Leute Kartoffel anzubauen. 1819
gründete
er die Steiermärkische Landwirtschaftsgesellschaft, um die
Bauern
zu Neuerungen und Verbesserungen anzuspornen um ihre wirtschaftliche
Lage
zu verbessern. Dies ging über die Verbreitung neuer Methoden
für
die Viehzucht, den Obstbau und den Ackerbau und die Bekanntmachung
neuer
Samen und Sorten bis zur Rationalisierung der Anbau- und Erntemethoden.
Kümmerte sich aber auch um andere Belange, wie zum Beispiel sein
Engagement
für den „Raxkönig“, dem
legendären
Holzfäller Georg Huebmer, der in ständigem Clinch mit dem
Kaiser
lag, und der - dem Kaiser zum Trotz - seine Dienste dem Grafen Hoyos
anbot.
In jene Zeit fällt auch der Ankauf des am Fuße des
Steirischen
Seeberges gelegenen Brandhofes, den er nach Erhalt einer Erbschaft in
Höhe
von 200.000 Gulden zu einem Musterhof umbauen- und in weiterer Folge
zum
heute noch bestehenden Schloss
Brandhofausbauen
ließ. In der in das Schloss integrierten Kapelle gab er seiner
großen
Liebe, der Ausseer Postmeisterstocher Anna Plochl das Jawort. Die
Chronik
weiß hiezu zu berichten: Am 18. Februar 1829 heiratete er zu
mitternächtlicher
Stunde in der hauseigenen Kapelle auf dem Brandhof in Gußwerk bei
Mariazell die Ausseer Postmeisterstochter Anna Plochl. Durch die Heirat
mit einer Bürgerlichen musste Johann hinnehmen, dass er von der
Thronfolge
ausgeschlossen wurde und seine Nachkommen keinen Adelstitel tragen
sollten.
Im Jahre 1834 zeigte sich Kaiser Franz I. gnädig und verlieh Anna,
der Frau seines Bruders, den Titel „Freifrau von Brandhofen“, womit sie
in einen niedrigen Adelsstand erhoben wurde. Der einzige Sohn aus
dieser
Ehe und Erbe des Erzherzogs, Franz wurde 1839 geboren. Dem Vater gelang
es, bei Metternich 1845 für den Sohn den vererbbaren Titel „Graf
von
Meran“ durchzusetzen. Erst fünf Jahre nach ihrem Sohn wurde die
Ehefrau
von Erzherzog Johann von Kaiser Franz Joseph zur Gräfin von Meran
ernannt.
Erzherzog Johann starb vor 161 Jahren
(11.Mai 1859). Er wurde 76 Jahre alt. Seine letzte Ruhestätte
befindet
sich im Mausoleum des Schlosses Schenna bei Meran in Südtirol,
einem
Ansitz der Grafen von Meran. Das Schloss hatte er 1844 gekauft und als
seine letzte Ruhestätte bestimmt.
Chronik: ehemaliges
Bezirksblatt
"Mariazell Regional"
Fotos: Schablhofer
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