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Die Holzknechtbuam
im Mariazellerland unterschieden sich kaum  von denen am Lahnsattel oder im Naßwald. Höchstens durch eine andere Volksweise. War der Lahnsattler Holzknecht ein lustiger Bub, müssen die Holzknechtbuam fruah (früh) aufstehn, müssen's Hackerl nehma (die Hacke nehmen)  und in Holzschlag gehn...." betitelt sich im Mariazeller Raum ein weiteresVolkslied, das angeblich von zwei Walsterer Holzknechten - dem Fluch Otti und dem Schöllberger Martin - stammte.  So war es in Wirklichkeit auch. Kaum graute der Morgen, wurde es in der Holzknechthütte lebendig. Die Hütte stand meist an einer geschützten Stelle am Rande des Hochwaldes. In der Bauweise unterschied sie sich kaum von der der Lahnsattler Holzfäller. Ebenso mit Esse und Gogg, dem eher ärmlichen Nachtlager. Anstatt des Kamins waren an beiden Giebelseiten Öffnungen ausgespart. um einen einwandfreien Rauchabzug zu gewährleisten, verlief die Firstrichtung exakt parallel zum Tal. Es gab Sommer- und Winterhütten Letztere waren stabiler gebaut und besaßen ein festes Dach. Das Frühstück des Holzers unterschied sich kaum vom Mittag- und Abendessen. Um einen harten 12-Stundentag durchstehen zu können, bedurfte es einer fettreichen Kost. Fleisch war zu der damaligen Zeit Mangelware. Neben den schon mal erwähnten Spatzen, gab es Füchse, Hirschen (so hießen Mehlnockerl und -nudeln), den obligaten Sterz (in, mit Wasser und Mehl angerührte Teigfladen, die - lediglich gesalzen - in heißes Schweineschmalz gelegt- und je nach Garzeit in kleine Klumpen zerstoßen wurden), und die Weinraunggen. Nicht jeder verstand sich auf die hohe Kunst des Raunggenbackens. Meist blieben die aus Teig - der mit Wasser oder saurer Milch vermischt - geformten Raunggen, die, in heisses Fett gelegt, ähnlich wie Krapfen richtig aufgehen sollten, "sitzen". Was auf gut deutsch soviel wie niedrig, fladenartig bedeutet.  Aus dem Holzfällerdorf Niederalpl kursiert eine lustige Geschichte:  Ein alter Holzknecht lud einmal eine Partie Sommergäste ein, in einer Rindenhütte seine Kunst des Raunggenbackens live mitzuerleben. Als die Raunggen im heißen Fett brutzelten, hieß es auf einmal: "Alle Hinlegen!" Und ehe sich's die verblüfften Touristen versahen, lagen sie auch schon - dem Kommando Folge leistend - mit ihren schönen Kleidern im Schmutz der Holzknechthütte auf dem Bauch. Auf die erstaunte Frage nach dem Sinn, wisperte der alte Holzfäller verschmitzt: "Ja wissen Sie, die Raunggen müssen aufgehen. Wenn sie nun den Koch nicht sehen, werden sie neugierig, steigen in die Höh um zu schauen wo denn der Koch verblieben ist..."
Nach dem Frühstück stopfte man sich noch schnell die obligate Pfeife, ehe sich die Pass ( Arbeitspartie. Bestand in der Regel aus sechs bis acht Mann) zum jeweiligen Arbeitsplatz begab. Schon bald klang das metallische Geräusch der händisch bedienten Zweimannsägen (ein geschweiftes, etwa 1,20m langes Metallblatt mit M-förmig eingestanzten Zähnen, an beiden Enden mit senkrecht stehenden Holzgriffen ausgestattet), durch den Wald.  "A arge Schinderei", erinnert sich ein alter Holzfäller zurück. Früher hatten die Bäume bis zu 80 Zentimeter Durchmesser am Stock (Baumfuß). "Da ham ma oft über a Stund geschnitten, bis der Baum g'fallen ist." Eine weitere Kunst bestand darin, den Baumriesen in die richtige Richtung zu fällen. Hierzu wurde auf der, der Schnittstelle gegenüberliegenden Seite mit der Axt eine Kerbe geschlagen. Zwickte der Baum (tallastig, sodaß sich die Säge nicht mehr hin- und herziehen ließ), wurde der Stamm an der Schnittstelle mit Holzkeilen etwas angehoben (aufgekeilt). Wenn der Baum dann endgültig fiel, ging es ans entasten, das man mit langstieligen, scharf geschliffenen Äxten bewerkstelligte, ehe der Stamm entrindet (geschäpst oder geschunden) wurde. Bis zu 3.800 Festmeter Holz in einem Sommer, ergab die händische Erntearbeit einer Arbeitspartie. Beachtlich die Leistung, aber: "A arge Schinderei". So des alten Holzfällers trockener Kommentar. Den ganzen Sommer über lagen die gefällten Bäume, ehe sie im Herbst, abgelängt und "umgeputzt" (Die Stämme wurden um 180 Grad gedreht, und das restliche Astwerk sowie  Rindenreste entfernt), für einen weiteren Arbeitsgang, der Holzbringung, zur Verfügung standen.
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